Geothermie – einfach erklärt / Teil 2
Im kommenden Jahr wird sich der Start der Geothermiebohrungen in Taufkirchen zum 10. Mal jähren und die Gemeindewerke Oberhaching (GWO) werden ihren 15. Geburtstag feiern. Viele Bürger sind in der Zwischenzeit neu nach Oberhaching gezogen - für die GWO ein Anlass, die wichtigsten Aspekte des größten Infrastrukturprojekts der Gemeinde bis zum Jahresende zusammenfassend vorzustellen.
Aus dem Erdinnern in die Wohnung – der Weg der Wärme
Viele Leute sind überrascht, zu erfahren, dass nicht das Thermalwasser selbst, sondern lediglich dessen Wärme ins Haus des Abnehmers gelangt. Was also passiert zwischen der Geothermieanlage am Lanzenhaarer Weg in Taufkirchen und den Heizkörpern der Abnehmer? Drei voneinander getrennte Wasserkreisläufe sind es, die die Wärme aus dem Innern der Erde in die Wohnräume der Kunden bringen. In der letzten Ausgabe der Kyberg-Nachrichten wurden Bayern als bevorzugte Geothermie-Region und das Konzept der Tiefenbohrungen – der erste „Kreislauf“ - vorgestellt, diesmal wird der weitere Weg der Wärme zu den Kunden betrachtet.
Das aus fast 4.000 Metern Tiefe geförderte, 135 Grad heiße Thermalwasser fließt in der Geothermieanlage durch große Wärmetauscher und übergibt dort seine Wärme an einen zweiten Wasserkreislauf, das eigentliche Fernwärmenetz. Das dadurch abgekühlte Thermalwasser wird an Ort und Stelle wieder in die Tiefe zurückgeführt, und zwar in die gleiche wasserführende Schicht, aus der es stammt.
Lebensader der Wärme: Das Fernwärmenetz
Der längste der drei Wärmekreisläufe ist das Fernwärmenetz, das größtenteils in den Straßen verlegt ist. In der Geothermieanlage übernimmt es die Wärme des Thermalwassers in normales, vollenthärtetes Leitungswasser, das durch starke Netzpumpen, die wie alle wesentlichen Anlagenteile mehrfach vorhanden sind, dann in die Häuser der Kunden transportiert wird.
In Oberhaching bestanden bereits seit 2003 bzw. 2006 zwei kleine Nahwärmenetze, die durch Holzhackschnitzel-Heizwerk in der Pestalozzistraße und am Grünwalder Weg versorgt wurden. Diese stellten die Basis für das heutige Fernwärmenetz dar, das ab 2011, als die Verträge für die langfristige Belieferung mit geothermischer Wärme geschlossen werden konnten, forciert ausgebaut wurde. Jahr für Jahr wurde das Fernwärmenetz in einzelnen Bauabschnitten erweitert und hat heute einschließlich der Transportleitung aus Taufkirchen bis in die Ortsmitte nahezu 60 Kilometer Gesamtlänge erreicht.
Da für den Transport des Heizwassers zum Kunden und den Abtransport des abgekühlten Wassers zurück zur Energiezentrale immer zwei Rohrleitungen parallel verlegt werden müssen, liegen also bereits fast 120 Kilometer Fernwärmerohre in Oberhachings Untergrund. Hintereinander gelegt würden diese eine Strecke von Oberhaching bis nach Salzburg ergeben.
Wohlige Wärme in Häusern, Betrieben und öffentlichen Gebäuden
Der letzte der drei genannten Wasserkreisläufe befindet sich im Haus der Geothermie-Kunden. Herzstück der Hausanlage ist die sogenannte Wärmeübergabestation – ein Wärmetauscher samt Regeleinheit, der die Wärme aus dem Wasser des Fernwärmenetzes übernimmt und sie an die verschiedenen Heizkreise des Hauses übergibt.
Die Wärmeübergabestation ist beim normalen Standard-Hausanschluss ein sehr platzsparendes Gerät, das in der Regel an der Wand befestigt wird und den bisherigen Öl- oder Gasbrenner ersetzt. Neben einem meist erheblichen Platzgewinn nach Umbau der Heizung gehören Brennstoffgerüche, Brandgefahr oder laute Betriebsgeräusche damit der Vergangenheit an.
Die vorhandene Heizungsanlage, egal ob über Fußbodenheizung oder Heizkörper, kann ebenso weiter verwendet werden wie die Wassererwärmung. Bei Bedarf können auch weitere Heizkreise, wie z. B. eine Schwimmbadheizung, an die Wärmeübergabestation angeschlossen und separat geregelt werden.
Die Vorzüge einer komfortablen Wärmeversorgung durch Geothermie haben immer mehr Oberhachinger Bürgerinnen und Bürger schätzen gelernt. Rund 1.300 Kunden sind mittlerweile an das Fernwärmenetz angeschlossen und genießen neben einer umwelt- und klimafreundlichen Heizung auch eine stabile, zuverlässige Preispolitik und nicht zuletzt den Service eines Energieversorgers, der mitten im eigenen Ort beheimatet ist.